Definition

Aus Haushaltslexikon

Kennzahlen gehören zu den wichtigsten Handlungs- und Steuerungsmöglichkeiten einer Kommune. Sie diene dazu, Informationen zu verdichten und komplizierte Sachverhalte einfach und aussagekräftig darzustellen.

Funktionen von Kennzahlen

Kennzahlen bilden eine Grundlage für die Planung, Steuerung und Kontrolle des Haushalts. Sie ermöglichen die Entwicklung von Zielen sowie die Überprüfung der Zielerreichung. Mit Hilfe von Kennzahlen können Zustände, Eigenschaften und Leistungen von einer Kommune oder Teilen einer Kommune abgebildet werden. Dabei können vor allem Stärken und Schwächen einer Kommune aufgezeigt werden. Auf Basis von Kennzahlen können dann weitere Entscheidungen getroffen und das weitere Vorgehen koordiniert werden. Ein zusätzlicher Nutzen von Kennzahlen liegt in der guten Vergleichbarkeit.

  • Wahrnehmungsfunktion: Kennzahlen sensibilieren für Aspekte, die oft nicht wahrgenommen werden würden, und machen die Komplexität realer Situationen bewusster und greifbarer. Sie ersetzen intuitive - und oft pauschale, undifferenzierte - Urteile durch nachprüfbare Daten. Kennzahlen lenken den Blick auf besonders wichtige Aspekte und versuchen diese einfach und verständlich darzustellen.
  • Kommunikationsfunktion: Kennzahlen ermöglichen die Diskussion und versachlichen sie. Sie regen an, über die Realität und die dokumentierten Aspekte zu diskutieren und sich mit den Entwicklungen kritisch auseinander zu setzen.
  • Anreizfunktion: Kennzahlen regen an, sich für Verbesserungen einzusetzen und erlauben somit präzise und herausfordernde Zielsetzungen.
  • Controllingfunktion: Kennzahlen erlauben es, die Erreichung gesetzter Ziele zu überprüfen und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Sie erlauben objektive und nachprüfbare Vergleiche.
  • Marketingfunktion: Erfolge werden sichtbar und ermöglichen es, Unterstützung zu gewinnen und für das öffentliche Anliegen zu werben.

Arten

Voraussetzung für die Bildung von Kennzahlen ist, dass die betrachteten Sachverhalte messbar und zählbar sind. Kennzahlen lassen sich in absolute Kennzahlen und relative Kennzahlen wie unterteilen.

Einzelwerte, Summen, Differenzen oder Durchschnittswerte werden als absolute Kennzahlen bezeichnet.

Besonders aussagekräftig sind die relativen Kennzahlen (Verhältniszahlen), bei denen zwei oder mehr absolute Kennzahlen in Relation zueinander gesetzt werden. Weitere relative Kennzahlen sind die Index- und Messzahlen.

Vergleiche

Um die Aussagekraft von Kennzahlen weiter erhöhen zu können und um eine bessere Interpretation zu ermöglichen, bieten sich verschiedene Arten von Vergleichen an.

Zeitvergleich

Vergleich des jetzigen Zeitabschnitts mit dem Vorherigen oder vergangenen Zeitabschnitten.

Soll-Ist-Vergleich

Hier werden mögliche Abweichungen zwischen den Planwerten und den tatsächlichen Werten betrachtet. Anhand dieses Vergleichs kann auch die Erreichung von quantifizierbaren Zielen überprüft werden.

Interkommunaler Vergleich

Vergleich der Leistungsfähigkeit zwischen zwei oder mehreren Kommunen. Diese Vergleiche sind in der Regel jedoch nur sinnvoll, wenn mit „pro Einwohner“-Größen gerechnet wird und die Unterschiede in der Einwohnerzahl der verglichenen Kommunen nicht zu groß sind. Auch ein Vergleich zwischen verschiedenen Kommunaltypen oder Kommunen aus unterschiedlichen Bundesländern kann problematisch sein, da die Aufgabenstruktur der Kommunen nicht zwangsläufig gleich ist.

Probleme bei der Verwendung von Kennzahlen

  • Treffsicherheit/Indiz-Charakter: Kennzahlen messen oft nicht unmittelbar, genau und verlässlich das, was eigentlich interessiert, sondern leichter verfügbare Daten als Indikatoren.
  • Einseitigkeit: Dadurch, dass immer mehrere Ziele betrachtet werden, dürfen Kennzahlen niemals alleine
  • Scheingenauigkeit: Kennzahlen messen mit Fehlergrenzen, und der Vergleich nur anhand des Messwertes lässt die Bedingungen unberücksichtigt, unter denen die Werte entstanden sind.
  • Ranglisten-Denken: (Zeitliche) Entwicklung wird vernachlässigt, da die Platzziffern wenig darüber aussagen, in welchem Umfang das Ziel erreicht wurde.
  • Problemvernetzung: Probleme können Zusammenhänge aufweisen, die einzelne Kennzahlen nicht abbilden können
  • Fachkompetenz: Eine intuitive Verwendung und Interpretation von Kennzahlen aufgrund fehlender Fachkompetenz kann zu Trugschlüssen führen

Zu einer Gesamtübersicht der auf Haushaltsdaten.de verwendeten Kennzahlen gelangen sie hier.